1946-1968 Gymnasialprofessor für Musik und Deutsch, 1964 Berufung an die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, 1948-1995 Leiter verschiedener Chorvereinigungen, 1977-1993 o.Prof. für Tonsatz/Komposition, 1983-1987 Leiter der Abteilung Dirigieren, Musiktheorie und Komposition. 1973-1984 Präsident der ÖGZM, 1983-1990 Präsident der AKM, 1992-2001 Präsident des ÖKB, seit 1996 Präsident der Dommusik St. Stephan/Wien, 1956-1989 freier Mitarbeiter des ORF.
In seiner Musik beschritt Heinrich Gattermeyer keine revolutionären Wege. Die Grenzen der Tonalität schienen ihm fast immer ausreichend seinen musikalischen Vorstellungen Ausdruck zu verleihen. Von seinem Publikum unmittelbar verstanden zu werden, hatte für ihn stets das Primat vor dem Ausprobieren neuester Trends und Techniken. Selbst die Zwölftontechnik blieb für ihn ein auf wenige – über Jahrzehnte verstreute - Werke beschränkter Ansatz, sich spielerisch mit einer Konstruktionsweise auseinanderzusetzen, wie etwa in dem Klavierzyklus "Ludus multiplex" (1961) und im orchestralen "Bruckner-Epitaph" (1996), in dem er die Reihentöne in Brucknerschen Harmonien aussetzt. Ein unübersehbarer Schwerpunkt seinem Schaffen ist die Chormusik, die aus der praktischen Arbeit als Chorleiter entstand.
Stilbeschreibung
Das Experiment ist die Grundlage der musikalischen Entwicklung. Das Mittel selbst aber ist noch nicht Kunst, bestenfalls Werkzeug, ich habe daher nie einer Gruppe angehört. Sicher gab es in meinem Schaffen eine Entwicklung in den Techniken. Nie geändert haben sich die Beweggründe meines Schaffens: Mit meiner Tonsprache meine Umwelt teilhaben zu lassen an dem, was mich bewegt, was ich sehe, was ich höre und erlebe.
Heinrich Gattermeyer (2006)
Auszeichnungen
1964 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
1970 Päpstliches Sekretariat Rom: Komtur-Kreuz des Hl. Silvester
1980 Amt der Oberösterreichischen Landesregierung Kulturpreis für Musik
1982 Stadt Wien Preis der Stadt Wien
1984 ÖGZM - Österreichische Gesellschaft für zeitgenössische Musik Ehrenmitglied
1988 Stadt Wien Ehrenmedaille in Gold
1992 Republik Österreich Großes Silbernes Ehrenzeichen
1993 Amt der Niederösterreichischen Landesregierung Würdigungspreis des Landes Niederösterreich
2001 ÖKB - Österreichischer Komponistenbund Ehrenmitglied
Ausbildung
1945 - 1948 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Klavier Seidlhofer Bruno
1945 - 1948 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Chorleitung Grossmann Ferdinand
1945 - 1948 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Dirigieren Grossmann Ferdinand
1945 - 1949 Universität Wien Wien Lehramt Germanistik
1945 - 1950 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Tonsatz, Kompostition Uhl Alfred
Tätigkeiten
1946 - 1968 Wien Realgymnasium: Professor für Musik und Deutsch
1956 - 1989 ORF - Österreichischer Rundfunk Verfasser von mehr als 200 Rundfunk- und 72 Fernsehsendungen
1960 - 1973 Schubertbund Wien Wien Chormeister
1973 - 1984 ÖGZM - Österreichische Gesellschaft für zeitgenössische Musik Wien Präsident
1984 - 1990 AKM - Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger Wien Präsident
1992 - 2001 ÖKB - Österreichischer Komponistenbund Wien Präsident (Ehrenmitglied)
1996 Wiener Dommusik Wien seit damals Präsident
Schüler:innen (Auswahl)
Paul Hertel, I-Tsen Lu, Alexander Wagendristel
Aufträge (Auswahl)
1958 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen Der Engel mit dem Aschenbecher - Fernseh-Musical
1976 Landestheater Linz Kirbisch
1980 ORF Chor Gesänge Hiobs - Oratorium für gemischten Chor und Instrumente
1993 JESS Trio Wien Tripel-Konzert für Klaviertrio und Streichorchester
1995 Ost-Westmusik-Fest Konzert für Violine und großes Orchester
Kammerorchester Martini Brünn
Erzdiözese Wien
Institut für Musikwissenschaft/Universität Salzburg
Chorverband Österreich (ehemals Österreichischer Sängerbund)
Aufführungen (Auswahl)
1959 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen Der Engel mit dem Aschenbecher - Fernseh-Musical
1987 Landestheater Linz Linz Kirbisch (Szenische Ballade) - Oper
1988 Musikverein Wien - Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Wiener Konzerthaus - Großer Saal Kirbisch-Suite - für großes Orchester
1992 Niederösterreichisches Tonkünstler-Orchester Musikverein - Großer Saal Traum und Tod - Symphonisches Poem nach Stefan George
1993 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen Ignatius-Messe
2000 Radio Stephansdom Stephansdom Stephanus - Oratorium für Sprecher, Tenor, Sopran, Chor, Orgel und großes Orchester
2008 ÖKB - Österreichischer Komponistenbund im Rahmen der Veranstaltungsreihe Lauschergreifend Reminiszenzen-Quintett
diverse Aufführungen in Europa, Asien und Amerika
Pressestimmen
"In Heinrich Gattermeyer begegnen wir einem der sowohl fruchtbarsten als auch universellsten Komponisten Österreichs [...]"
Hartmut Krones
"[...] dafür war ich von dem "Concertino" - ein echtes Klavierkonzert von Heinrich Gattermeyer, wirklich angetan. Es ist ein wirkungsvolles Stück, das Tanzrhythmen geschickt einbindet und dem Solisten Gelegenheit zu brilliantem Wettstreit mit dem Orchester gibt. Robert Voigt zeigte sich als virtuoser Techniker [...]"
Linzer Volksblatt (Franz Lettner)
"[...] von H. Gattermeyer hob die vorzügliche Gitarre-Virtuosin Loise Walker ein "Concerto für Gitarre und Streichorchester" aus der Taufe. Die Reize des Stücks liegen in der geschickt arrangierten Zwiesprache des Orchesters mit dem Soloinstrument und der der Gitarre angemessen melodisch gefärbten Klangfarbe [...]"
Salzburger Nachrichten (Hermann Schönegger)
"Die musikalische Sprache des Komponisten ließ sich auch bei diesem Werk nicht verleugnen: sehr effektvoll eingesetzte Harmonik zu Beginn, eine dramatische Steigerung bei der Redes des Stephanus, der symbolische Zwölftonakkord zu dessen Tod und der verklärende Schluß mit Zitaten der Dies Irae-Sequenz [...] "
Österreichische Musikzeitschrift (C.W.)
In Linz uraufgeführt: "Kirbisch" von H. Gattermeyer.
"Mit der Wahl dieses Stoffes erweist sich H. Gattermeyer als Moralist wie als Theatermann. [...] Der Buntheit der Szenen entspricht - hinsichtlich der Technik wie im Stil- eine außerordentliche Buntheit der musikalischen Mittel. [...] Die Palette reicht hierbei von der Tonalität bis zu klanglich modernen Partien. [...] Im Übrigen dokumentiert die Partitur das Können des Komponisten u.a. sein Vermögen das Orchester klangfarbig zu präsentieren."
Wiener Zeitung (Norbert Tschulik)
"Der Mozartchor des Linzer Musikgymnasiums und das Bläserensemble der Musikuniversität Wien gestalteten unter der Leitung von Wolfgang Mayerhofer am Dreifaltigkeitssonntag in der Stiftskirche Wilhering die "Missa Sancta Barbara" von H. Gattermeyer [...] ein prunkvolles, aus gregorianischen Melodien und zeitgenössischen Techniken angeregtes Werk."
Oberösterreichische Nachrichten (Balduin Sulzer)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 5. 9. 2024): Biografie Heinrich Gattermeyer. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db20.musicaustria.at/node/54304 (Abrufdatum: 14. 10. 2024).