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Schaeffer Boguslaw Julien

Vorname
Boguslaw Julien
Nachname
Schaeffer
erfasst als
Komponist:in
Autor:in
Musikwissenschaftler:in
Ausbildner:in
Redakteur:in
Genre
Neue Musik
Instrument(e)
Klavier
Geburtsjahr
1929
Geburtsort
Lviv (Lwow/Lemberg)
Geburtsland
Ukraine
Todesjahr
2019
Sterbeort
Salzburg
Boguslaw Schaeffer

Mit freundlicher Genehmigung von B. J. Schaeffer (Privatfoto ©)

Boguslaw Schaeffer, Komponist, Musikwissenschafter, Grafiker, Autor und Pädagoge wurde am 6. Juni 1929 in Lwow (jetzt: Lviv, Ukraine) geboren, erhielt seine musikalische Ausbildung in Opole, Krakau und bei Luigi Nono. In den fünfziger Jahren arbeitete er parallel zu seiner kompositorischen Tätigkeit als Kritiker und Redakteur für das Musikmagazin 'Ruch Muzyczny', für Radio Krakau und den Musikverlag 'Polskie Wydawnictwo Muzyczne'. Zudem unterrichtete er an der Krakauer Uniwersytet Jagiollonski Musikwissenschaft, sowie ab 1963 an der Krakauer Musikhochschule Komposition. Ab den Sechziger Jahren widmete er sich verstärkt seiner kompositorischen Tätigkeit, so auch in Form der Zusammenarbeit mit dem 'Studio Eksperymentalne' des polnischen Rundfunks, während der die ersten Kompositionen für elektronische Musik entstanden. 1966 promovierte er an der Universität Warschau. Von 1986 bis zu seiner Emeritierung 1997 hatte er am Mozarteum Salzburg die Professur für Komposition inne. 1995 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der polnischen ISCM/SIMC verliehen.
Schaeffers musikalisches Oeuvre umfasst über 400 Kompositionen aller Gattungen, überdies auch 30 Theaterstücke, die in sechzehn Sprachen übersetzt wurden, sowie viele musikwissenschaftliche Beiträge in Fachjournalen und Bücher ("Almanach polskich kompozytorow wspolczesnych" 1966,"Nowa Muzyka: Problemy wspolczesnej techniki kompozytorskiej", 1958 u.v.a.)
Seit den Sechziger Jahren werden seine Werke regelmäßig beim Warschauer Herbst aufgeführt und es wurden etwa 60 Porträtkonzerte veranstaltet, unter anderem in Oslo, Amsterdam, Princeton, Mexico City, Salzburg, Istanbul, Berlin und Wien.

Ausbildung
1938 erster Musikunterricht
1946 - 1949 Opole Gymnasium Opole: Violinunterricht, erste Kompositionen, Abschluß mit Matura
1949 - 1953 Musikakademie Krakau (Polen): Komposition (Arthur Malawski)
1949 - 1953 Krakau Uniwersytet Jagiellonski: Musikwissenschaft (Zdzislaw Jachimecki), Diplomarbeit über Witold Lutoslawski
1959 private Kompositionsstudien Nono Luigi
1966 Warschau Uniwersytet Warsaski: Promotion Musikwissenschaft

Tätigkeiten
1952 - 1957 Polskie Radio SA Krakau Musikredaktion
1953 Krakau Polskie Wydawnictwo Muzyczne: Verlagsmitarbeit
1954 - 1958 Krakau Uniwersytet Jagiellonski: Lehrauftrag Musikwissenschaft
1963 Musikakademie Krakau ab diesem Zeitpunkt Lehrtätigkeit Komposition
1964 Musikakademie Krakau: Habilitation (Komposition)
1967 - 1973 Herausgeber der Zeitschrift "Forum Musicum"
1986 - 1989 Universität Mozarteum Salzburg Salzburg Gastprofessur Komposition
1989 - 1997 Universität Mozarteum Salzburg Salzburg Ordentliche Professur Komposition
Lehrtätigkeit bei Kompostionsseminaren in Salzburg (ab 1981), Schwaz (ab 1993), Middelburg und York

Schüler:innen (Auswahl)
Herbert Grassl, Sabine Panzer, Olga Widawska-Kotulecki

Aufführungen (Auswahl)
1961 ISCM/IGNM/SICM - Internationale Gesellschaft für Neue Musik Wien Festival der IGNM/ISCM/SIMC Monosonate - für 6 Streichquartette
1971 Warschauer Philharmonie Warschauer Philharmonie: Komponistenporträt
1977 Musikprotokoll im Steirischen Herbst Quartett SG - für beliebige Instrumentalisten
1980 Berlin Amerika-Haus Berlin
1993 Opole Festival "Musik und Theater von Boguslaw Schaeffer"
1998 Sofia Musica Nova Beschriebene Emotionen (Emotywografy) - für Klavier
2002 Bremen - Deutschland Junges Theater Bremen: Aufführung der Audiencja III aus Audienzen I-V - für Schauspieler
2002 Düsseldorf Schauspielhaus Düsseldorf Szenar für einen nicht existierenden, aber möglichen Instrumentalschauspieler
2003 Bern Dampfzentrale Bern Quartett - für vier Schauspieler
2003 ÖNB - Österreichische Nationalbibliothek Aufführung mehrerer Werke anläßlich einer Boguslaw Schaeffer gewidmeten Ausstellung
2006 Breslau Festiwal Polskiej Muzyki Wspolczesnej Wroclaw Fünftes Klavierkonzert - für Klavier und 15 Vokalsolisten
Warschauer Herbst Warschau regelmäßig Aufführungen seiner Werke, unter anderem Tertium datur - für Cembalo und Orchester

Auszeichnungen
1959 Grzegorz Fitelberg-Wettbewerb: mehrfach Auszeichnungen, unter anderem 1959 für Monosonate - für 6 Streichquartette
1962 Artur Malawski-Wettbewerb: Auszeichnungen für mehrere Werke unter anderm für Musica ipsa - für Orchester (nur tiefe Instrumente)
1971 Kulturministerium Polen: Preis des Ministers für Kultur und Kunst
1977 Polnischer Komponistenverband: Preis des Verbandes
1977 Stadt Krakau Kulturpreis der Stadt
1979 Kunstakademie Westberlin: Stipendium
1987 Festiwal Polskiej Muzyki Wspolczesnej Wroclaw: Kulturpreis für das dramatische Schaffen
1995 IGNM/SMIC Polen: Verleihung der Ehrenmitgliedschaft
1998 Alfred Jurzykowski Foundation - New York: Kulturpreis
2007 Amt der Salzburger Landesregierung: Großer Kulturpreis des Landes

Stilbeschreibung
[...] Musik muß ein Geheimnis in sich haben. Sie soll von anderen nicht gleich "verstanden" werden. Um meine Musik zu verstehen, um zu verstehen, warum ich sie so und nicht anders komponiere, muß man meinem Gedankenweg folgen. Nicht jeder begreift, daß Neue Musik an sich komplex sein sollte. Man meint, daß der Wert der musikalischen Aussage von der Allgemeinverständlichkeit abhängen müsse. Falsch, vollkommen falsch! Man sollte eine komplexere Musik in jedem Fall bevorzugen. [...] Ich war immer - und bin es heute noch - für eine exklusive Musik. Die Musik muß sich ihre Besonderheit, ihre Façon und ihre Ethik aufrecht erhalten. Sie ist für mich eine Art Kunstreligion. Heute schiebt man die Musik beiseite, die Neue Musik - noch weiter, am besten ganz weit weg. Es ist mein gutes Recht, sie vor grausamer Intoleranz, vor der Gleichgültigkeit und Inkompetenz zu bewahren. Wenn ich das nicht für die Neue Musik tun kann, so tue ich es wenigstens für meine eigenen Werke. Gewiß sind sie nicht für jeden bestimmt. Und sicherlich besteht ihr sozialer Wert nicht in der Gemeingültigkeit, sondern in ihrer Qualität als Neue Musik.
Boguslaw Schaeffer in dem Vortrag "Bemerkungen zu meiner Musik", 1994

Links Eintrag in Wikipedia (in englisch), Polish Music Center (in englisch/polnisch), Polish Culture (in englisch/polnisch), PWM Edition (Polskie Wydawnictwo Muzyczne SA)

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 18. 9. 2024): Biografie Boguslaw Julien Schaeffer. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db20.musicaustria.at/node/63650 (Abrufdatum: 11. 10. 2024).