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Andergassen Günther

Vorname
Günther
Nachname
Andergassen
erfasst als
Komponist:in
Interpret:in
Ausbildner:in
Musikpädagog:in
Autor:in
Genre
Neue Musik
Geburtsjahr
1930
Geburtsort
Magreid
Geburtsland
Italien
Todesjahr
2016
Sterbeort
Innsbruck
Günther Andergassen

Günther Andergassen © Fotoatelier Murauer

Günther Andergassen wurde am 17. April 1930 in Magreid geboren. 1940 nutzten seine Eltern die Option, nach Innsbruck auszuwandern. Dort absolvierte er das Gymnasium und ein Studium in mehreren Fächern mit Schwerpunkt auf Musikwissenschaft, das er mit der Promotion zum Doktor der Philosophie abschloss. Er wandte sich daraufhin 1956 endgültig der Musik zu und inskribierte am Mozarteum, wo er bei Cesar Bresgen Komposition studierte und zusätzliche Fächer belegte. 1958 übernahm er ebendort eine Stelle als Dozent für Tonsatz, Musikgeschichte und Chorleitung. Kurze Zeit später unterrichtete er parallel dazu auch am Tiroler Landeskonservatorium. Diese Stelle behielt Andergassen bis 1991 mit einer Unterbrechung von 1964 bis 1971, die einer aus seinem Engagement für die Südtiroler Autonomiebewegung resultierenden Gefängnisstrafe geschuldet war. 1982 nahm er das Angebot des Ordinarius Walter Salmen eines Lehrauftrages für Kontrapunkt am Institut für Musikwissenschaft der Universität Innsbruck an. 1990 wurde er an das Landeskonservatorium Feldkirch berufen, dem er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1995 als Leiter vorstand.

Andergassens erste Kompositionen datieren aus den Jahren 1945/46. Er entwickelte früh eine Vorliebe für Vokalkompositionen und damit ein empfindsames Verhältnis zur textlichen Vorlage. Aber auch sinfonische und kammermusikalische Werke und Kompositionen für Orgel, die internationalen Bekanntheitsgrad errangen, sowie eine Kammeroper und die für den österreichischen Rundfunk komponierte Ballettmusik 'Der Gefangene 2464', die auf autobiographische Erfahrungen zurückgreift, finden sich in seinem Œuvre.

Stilbeschreibung
"Ich habe meinen Ursprung in der Vokalmusik, und daher ist es nicht verfehlt, wenn ein Kritiker (Andreas Pfeifer in den Südtiroler 'Dolomiten' vom 20.3.1990) "kantable Linearität" als mein stilistisches Credo erklärt. Und dort weiter: "Andergassens künstlerische Kreativität scheint der vielbeklagten sozialen Vereinsamung zeitgenössischer Musik erfolgreich entgegenzusteuern. Dem innovativen Wagnis durchaus zugetan, bleibt er dennoch allem sektiererischen Dünkel der Avantgarde abhold. Sein Engagement gilt nicht der kompromißlosen Verabschiedung der Tradition, sondern der Konsequenz ihrer organischen Aktualisierung."
Günther Andergassen (1990), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 247.

Auszeichnungen
1955 Republik Österreich Staatsstipendium für Komposition und achtmonatiges Studium in Rom
1957 Amt der Vorarlberger Landesregierung Ehrengabe für Kunst und Wissenschaft
1965 Stadt Innsbruck Kunstförderungspreis für Vokalmusik
1981 Republik Österreich Verleihung des Titels Professor durch den Bundespräsidenten
1986 Stadt Innsbruck Förderungspreis für einen Liederzyklus
1989 Republik Österreich Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik
1991 Amt der Tiroler Landesregierung Verleihung des Verdienstkreuzes

Ausbildung
1955 Universität Innsbruck Dissertation über Giacomo Puccini (Wilhelm Fischer), Promotion Dr. phil.
1956 - 1958 Universität Mozarteum Salzburg: Komposition Bresgen Cesar, Musikerziehung Eberhard Preußner
Universität Innsbruck: Anglistik, Romanistik, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft (Hauptfach)

Tätigkeiten
1958 - 1971 Universität Mozarteum Salzburg: Lehrtätigkeit (Musikgeschichte, Theorie, Kunstgeschichte, Chorerziehung)
1961 - 1991 Tiroler Landeskonservatorium, Innsbruck: Aufbau der Sparten Musikerziehung und Komposition, Leiter des Seminars für Instrumentalmusikerziehung (später IGP)
1982 - 1995 Universität Innsbruck Innsbruck Lehrauftrag am Institut für Musikwissenschaft für Kontrapunkt und Musik des 20. Jahrhunderts
1990 - 1995 Vorarlberger Landeskonservatorium Feldkirch Direktor

Schüler:innen (Auswahl)
Moritz Polin

Aufträge (Auswahl)
1985 Brucknerhaus Linz Fantasie über B-A-C-H - für Orgel allein
1991 Bregenzer Festspiele Dem Jupiter Mozart - Fantasie für Orgel allein
Amt der Tiroler Landesregierung mehrere Auftragswerke, z.B. 1991 anlässlich des Mozartjahrs Konzertante Symphonie - für Klarinette, Fagott und Cembalo, zwei Streichorchester und Pauken
1996 Alla breve Chor Vokalisen auf den 129. Psalm Davids - für achtstimmigen gemischten Chor a cappella
Musik und Kirche/Brixen: mehrere Auftragswerke Lob und Leid der Schöpfung - Chor-Orchester-Kantate
Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen Musik für die TV-Ballettproduktion "Das Urteil" Der Gefangene 2464 - Ein Ballett für gemischten Chor und großes Orchester

Aufführungen (Auswahl)
1962 Rom Aufführung im Petersdom mit den Salzburger Mozarteumsstudenten anläßlich einer Audienz bei Papst Johannes XXIII. Das Proprium zum Fest der Heiligen Familie - für Sopran solo, gemischten Chor, drei Trompeten und drei Posaunen
1975 Innsbruck Innsbrucker Symphoniekonzerte Te Deum - für dreigeteilten gemischten Chor und Orchester
1987 Wien Internationaler Harfen-Kongress Sechs Lieder nach japanischen Haiku-Gedichten - für Harfe allein
1995 Vorarlberger Landeskonservatorium Feldkirch Drei Fanfaren - für 3 Trompeten, 3 Posaunen und 3 Pauken im Zyklus
1996 Musikwoche Toblach in memoriam Gustav Mahler Beim Betrachten einer Maschinen-Plastik .. - Balladeske Fantasie für Klavier allein
1996 Brixen Musik und Kirche, Dom zu Brixen Herz-Jesu-Kantate
2005 ORF/Landesstudio Tirol - Kulturhaus Porträtkonzert zum 75. Geburtstag
2006 Klangspuren - Verein zur Förderung von Neuer Musik Schwaz Vokalisen auf den 129. Psalm Davids
ORF/Landesstudio Tirol zahlreiche Studiokonzerte

Pressestimmen
27. März 1995
"Der große Vorzug des Andergassen-Opus [Anm.: "Lob und Leid der Schöpfung" op. 47] ist zweifellos seine transparente und unmißverständlich lautmalerische Tonsprache, welche die in den Texten angesprochenen biblischen Fakten bzw. Visionen in Hirn und Herz teils sehr dramatisch zu imaginieren versteht. Dies bedeutet Programmusik im besten Sinn."
Vorarlberger Nachrichten (Edgar Schmidt)

Literatur
1994 Goertz, Harald, Österreichischer Musikrat (Hg.): ANDERGASSEN Günther. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik. Band 9). Bärenreiter: Kassel u. a., S. ?.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): ANDERGASSEN Günther. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 246–248.

Links
Verband Südtiroler Musikkapellen
Vorlass im Forschungsinstitut Brenner-Archiv

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 13. 11. 2024): Biografie Günther Andergassen. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db20.musicaustria.at/node/72238 (Abrufdatum: 14. 12. 2024).

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